Regensburger Immobilien Zeitung | Ausgabe 13

4 Projektentwicklung Herausforderungen der Zeit ie weit verbreitete Meinung über die zentralen Auf- gabenfelder einer Projektentwicklung in der Immo- bilienwirtschaft war lange Zeit auf die Schaffung von Baurecht für Wohnungs- und Gewerbeflächen – zur Deckung der seit Jahren steigenden Nachfrage – sowie das Streben nach immer effizienteren Planungs- und Gebäude- konzeptionen zur Maximierung des Nutzwerts unter wirt- schaftlichen Gesichtspunkten begrenzt. Entgegen dieser nicht von der Hand zu weisenden Meinung sieht sich die Projektentwicklung, insbesondere bei der Ent- wicklung größerer Flächen, heutzutage jedoch mit deutlich komplexeren Wirkzusammenhängen konfrontiert. Soziale, ökologische, infrastrukturelle und auch zunehmend klimati- sche Aspekte sind mit den Zielsetzungen zahlreicher Nach- verdichtungsoffensiven zur Reduktion des viel diskutierten „Flächenfraßes“ in Bayern in Einklang zu bringen. Eine verantwortungsvolle Projektentwicklung insbesonde- re in Zeiten teils eingeschränkter Bewegungsfreiheit und zunehmenden Drucks auf Naherholungsmöglichkeiten im Stadtgebiet muss daher als Ziel haben, nicht nur private Frei- räume zu schaffen, sondern auch Grün- und Freiflächen bis hin zu Fassaden und Dachflächen so zu optimieren, dass sie den Belangen des Umweltschutzes in gleichen Maßen ge- recht werden können wie den Bedürfnissen der Bewohner. Mag dies auf den ersten Blick einen gewissen Widerspruch in sich tragen, so können auf ausgewiesenen Flächen sehr wohl durch die bewusste Auswahl und Kombination von Bäu- men, Sträuchern und Wiesenflächen Habitate für Flora und Fauna geschaffen werden, die gleich- zeitig der Naherho- lung und in der Nacht sogar zur Produktion von Kaltluft dienen. Durch diese Maß- nahmen wiederum kann der Wohnwert und damit die für den Projek tent wickler wichtige Attraktivität des Baugebiets ge- stärkt werden. Öko- logische, soziale und wirtschaftliche Inter- essen können somit Hand in Hand gehen. Neben ökologischen Aspekten rücken auch poli- tisch zentra- le Themen, D Ökologische, soziale und wirtschaftliche Interessen können Hand in Hand gehen! „ Dr. Thomas Rosenkranz Vorstand Immobilien Zentrum Holding AG wie z. B. der ö f f e n t l i c h geförder te Wohnungs- bau und damit die Si- cherstellung bezahlbaren Wohnraums immer wei- ter in den Fokus. Durch die bekannten Modelle sozialgerechter Bo- dennutzung (SoBoN), kommunaler Baulandmodelle und das Ende Mai 2021 durch den Bundesrat beschlossene Baulandmobilisierungsgesetz hat der Gesetzgeber klar signalisiert, dass sich Projektentwickler nicht nur bei gro- ßen Baulandentwicklungen, sondern nun auch bei der Ent- wicklung im Innenbereich bestehender Wohngebiete (§ 34 BauGB) durch sektorale Bebauungspläne noch stärker mit dem Thema des öffentlich geförderten Wohnungsbaus aus- einandersetzen müssen. Durch die Zielsetzung, 40 % der geschaffenen Wohngeschossfläche dem öffentlich geförder- ten Wohnungsbau insbesondere in städtischen Gebieten zu widmen, wird hierbei die Stärkung der Akzeptanz öffentlich geförderter Wohnungen in der Gesellschaft ein zentrales Thema werden – nicht zuletzt für die Vermeidung von Leer- stand. Projektentwickler müssen es daher schaffen, Wohn- raumkonzepte und Bauweisen insoweit zu optimieren, dass Wirtschaftlichkeit, Wohnnutzen und eine Identifikations- möglichkeit des Bewohners mit dem Wohnraum und der Architektur des Gebäudes einhergehen können. Erst wenn der teils noch schlechte Nimbus des in der Vergangenheit oftmals auch von außen sichtbaren öffentlich geförderten Wohnraums durch innovatives Bauen und gezielte Investitio- nen in den Hintergrund rückt, werden Förderberechtigte al- ler Einkommensklassen (bis zu 81.700 € Bruttoeinkommen bei einem Ehepaar mit zwei Kindern) die zweifellos großen Vorteile geförderten Wohnens nicht der „Scham“ gegenüber Familie und Freunden opfern. Steigende Anforderungen an den Lärmschutz aufgrund zu- nehmender Verkehrsbelastungen, die Sicherstellung der sozialen Infrastruktur (Kindertagesstätten und Schulen), die steigenden Bedarfe im Bereich der E-Mobilität unter der Maßgabe begrenzter Netzkapazitäten im öffentlichen

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